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Embodiment: Wechselwirkungen von Körper und Psyche

Dass Körperliches und unsere Emotionen in Wechselwirkung stehen, ist jedem bewusst, der nach einer schlaflosen Nacht nur ein Schatten seiner selbst ist und dem an diesem Tag gefühlt kaum etwas gelingt. Nur, wenn wir gesund sind und uns körperlich fit fühlen, können wir auch emotional und psychisch in voller Kraft stehen und auf alle Ressourcen in uns zurückgreifen.

Diese Verbindung zwischen Körper und Emotionen nennt sich Embodiment und wird im Deutschen auch mit „Verkörperung“ umschrieben. Der Benefit des Verständnisses von Embodiment liegt darin, dass wir auf die verbindenden Mechanismen zugreifen können, sobald wir darüber Bescheid wissen. So ist es möglich, durch die richtige Körperhaltung zu einem besseren Selbst(wert)gefühl zu gelangen. 

 

Bereits auf Aristoteles geht der folgende Ausspruch zurück: „Ändert sich der Zustand der Seele, so ändert dies auch das Aussehen des Körpers und umgekehrt; ändert sich das Aussehen des Körpers, so ändert dies zugleich auch den Zustand der Seele.“ Dieser Zusammenhang zwischen innerem Empfinden und äußerer Wirkung des Körpers gipfelt in der Annahme, der Körper sei der Spiegel der Seele. Demnach zeigt sich alles, das uns innerlich beschäftigt, in Körperhaltung, Mimik und Gestik. (Vgl. Warkentin 2021, online)

 

Der Ursprung der Embodiment-Forschung liegt in der Psychologie. Der amerikanische Psychologe Paul Ekman konnte Embodiment anhand von Studien zu non-verbaler Kommunikation und zur Kategorisierung emotionaler Gesichtsausdrücke („Facial Action Coding System“) nachweisen. (Vgl. momentum o. J., online) Wenn wir eine Körperhaltung einnehmen oder unsere Mimik verändern, „können wir eine bestimmte psychische Reaktion hervorrufen. Diese unbewussten körperlichen Reaktionen werden auch ‚somatische Marker‘ genannt (Soma = Körper). Die Bonner Psychotherapeutin Ellen Flies spricht davon, dass unser Denken stets ‚verkörpert‘ ist. Auf diese Weise wird der Körper zu einer wichtigen Ressource, die unabdingbar für intelligente Prozesse ist, auch ‚embodied cognition‘ genannt.“ (momentum o.J., online)

Ende April/Anfang Mai fand das 39. Psychodrama Symposion statt, wo es u. a. auch um die Verbindung von Körper und Psyche ging. Wolfang Tschacher, einer der Vortragenden am Psychodrama Symposion, beschreibt die Synchronie zwischen Körper und Geist und weist auf unterschiedliche Ebenen von Embodiment hin. Er hält fest, dass „Körper und Geist … bidirektional verschränkt [sind]“ und sich „Körper in sozialer Einbettung (=Interaktion) synchronisieren“ (Tschacher 2022, online). Studien belegen gar eine „höhere Synchronie in Psychotherapie mit besserer therapeutischer Beziehung“ (ebda).

Embodiment für das eigene Wohlbefinden nutzen

Durch unsere Körperhaltung oder Mimik sind wir dazu in der Lage, eine Reaktion in der Gefühlswelt hervorzurufen. Das ist wertvoll, weil „[k]aum jemand … die eigenen Emotionen direkt steuern [kann] – auf … Muskeln und körperliche[s] Verhalten können [wir] viel besser Einfluss nehmen und so indirekt die innere Haltung kontrollieren“ (Warkentin 2021, online). Eines der einfachsten praktischen Beispiele ist das Lächeln. Nur wenige Minuten lächelnd in der Früh vor dem Spiegel, und wir fühlen uns besser, denn: Positive Mimik führt zu positiven Emotionen. (Vgl. Warkentin 2021, online) Wer schlecht gelaunt ist, nimmt meist keine aufrechte Haltung an, sondern geht gebückt durch sein Leben, wodurch allerdings das körperliche Wohlbefinden noch negativer beeinflusst wird. 

Es gibt eine Reihe einfacher Körperübungen, mit denen wir unser Wohlbefinden, unsere Denkweise und unser Verhalten positiv beeinflussen können. Die folgenden praktischen Handlungsanweisungen sorgen für mehr physisches und psychisches Wohlbefinden durch die Nutzung von Embodiment als Selbstmanagement-Methode. (Vgl. Bossmann 2022, online und Warkentin 2021, online)

 

1) Körper und Kopf bewusst aufrichten, körperliche Bewegung: mehr Motivation, Fröhlichkeit, Optimismus, Offenheit, Freude, gesteigerte Bereitschaft und Aufmerksamkeit

 

2) Schultern nach hinten: größeres Selbstbewusstsein, innerliche und äußerliche Sicherheit 

 

3) Winken und lächeln: Freude, Fröhlichkeit, Optimismus 

 

4) Hampelmann: gesamter Körper wird groß und weit; Leichtigkeit, Freude und Energie 

 

5) Wirbelsäule strecken und sich dehnen: Kraft tanken, präsent sein, Selbstbewusstsein

 

6) Lachen: Produktion von Glückshormonen 

 

 

Werden die Übungen bewusst und regelmäßig in den Alltag integriert, verankern sie sich nach und nach im körperlichen System und können bei Stress oder Ärger sofort abgerufen werden. Bei Fragen kontaktieren Sie mich gern!

 


Bilder:

https://pixabay.com/de/photos/yoga-aus%c3%bcbung-fitness-frau-3053488/

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Literatur:

Bossmann, Ulrike (2022): Zauberformel Embodiment – wie du mit 10 simplen Körperübungen im Handumdrehen deine Stimmung verbesserst. Online verfügbar: https://soulsweet.de/embodiment-soforthilfe-bei-stress/

momentum (o. J.): Embodiment: Die Synthese von Körper und Verstand. Online verfügbar: https://rhetorik-online.de/embodiment/

Tschacher, Wolfgang (2022): Embodiment: Körper und Psyche synchron verstehen. Online verfügbar: https://www.psychodrama-austria.at/wp-content/uploads/Tschacher-Psychodrama-Embodiment-Kopie.pdf

Warkentin, Nils (2021): Embodiment: Verbindung zwischen Körper und Emotionen. Online verfügbar: https://karrierebibel.de/embodiment/

 

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Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

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