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Psychotherapie in Coronazeiten: Vor- und Nachteile einer Online-Therapie

Schon bevor uns die Corona-Pandemie recht vehement in Richtung Virtualität, digitale Medien und Online-Plattformen gestoßen hat, war der Trend, immer mehr Dienstleistungen aus dem „echten“ Leben in die virtuelle Welt zu (über-)tragen beziehungsweise auch online Angebote zu schaffen, die mit unserem Alltag und unseren Bedürfnissen vereinbar sind, nicht mehr aufzuhalten.

 

Wer diesen Blog verfolgt, weiß, dass ich es stets kritisch gesehen habe, (zu) viel Zeit an digitalen Endgeräten, vor Bildschirmen und fern der Natur zu verbringen. Diese Situation hat sich insofern verändert, als Corona etliche Menschen zwar vermehrt vor die Bildschirme, aber genauso hinaus in die Natur oder/und hin zur Bewegung und auch zum Innehalten gebracht hat. Uns wurde aufgezeigt, wie etwas Neues bzw. Unbekanntes positiv konnotiert und genutzt werden kann.

 

Unterstützung oder Hilfe in Anspruch zu nehmen mag häufig mit Hemmungen einhergehen, die online allerdings manchmal leichter zu überwinden sein können. Online-Therapie ist eine niedrigschwellige(re) Variante einer Unterstützungsmöglichkeit, deren Nutzen bis heute vielfach belegt worden ist. Neben E-Health-Plattformen, Online-Seminaren, -Kursen, -Modulen und sogar Apps, die es seit Längerem gibt, die aber meist nicht wissenschaftlich oder medizinisch validiert sind, dürfen seit der Corona-Krise auch PsychotherapeutInnen ihre Hilfe per Fernbehandlung anbieten. Dies ist insofern in der aktuellen und mehrfach herausfordernden Zeit ein wichtiges Zeichen und ein wesentlicher Unterstützungsschritt.

 

Unterstützung kann nun sowohl telefonisch, per Chat, Videotelefonie u. Ä. in Anspruch genommen werden. Zugute kommt das nicht nur Personen, die beispielsweise unter einer Angststörung leben und das Haus grundsätzlich nicht gerne verlassen. Dabei tut eine Verlagerung der Therapieeinheiten in digitale Medien und andere Kanäle der Therapiewirkung keinen Abbruch, sondern z. B. „[d]ie Wirksamkeit bei Depressionen, sozialer Phobie und Panikstörungen kann als empirisch nachgewiesen angesehen werden“, wie Schuster, Berger und Laireiter bereits 2018 festgestellt haben (Schuster, R.; Berger, T.; Laireiter, A-R., Computer und Psychotherapie – geht das zusammen?, In: Psychotherapeut 4/2018, S. 271–282, online).

 

Voraussetzungen für die virtuelle Therapieeinheit sind ein Internetzugang und einigermaßen gute Computerkenntnisse. Ferner muss persönlich der Wille gegeben sein, neue bzw. digitale Medien für diesen Zweck zu nutzen. „Ressourcen wie die Übertragung der Trainingsinhalte in den persönlichen Alltag“ wurden dann sogar „mit besseren Erfolgen in Verbindung gebracht. Hierzu zählen etwa frei verfügbare Zeit oder soziale Unterstützung aus dem näheren Umfeld.“ (ebda) Ganz eindeutig positiv ist auch die Ortsunabhängigkeit der Online-Therapie: Therapiepausen aufgrund von Urlauben, Auslandsaufenthalten o. Ä. müssen nun nicht mehr sein, die TherapeutInnen können ihre KlientInnen quasi überall hinbegleiten.

 

Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die „virtuelle Couch“ auch Grenzen kennt, denn „[e]ine qualitative Diagnostik wird etwa durch den reduzierten Patient-Therapeut-Kontakt erschwert, und es bestehen gegenwärtig Einschränkungen hinsichtlich der Anwendbarkeit bei Komorbiditäten“ (ebda.). Schwere (psychische) Störungen oder Traumata dürfen nicht ausschließlich online bearbeitet werden, doch auch hier kann die Online-Therapie ein sinnvolles ergänzendes Instrument zur persönlichen Therapieeinheit oder/und zu Gruppentherapien sein. Individuelle Planung und das Eingehen auf aktuelle Situationen stehen wie auch zu anderen Zeiten immer an vorderster Stelle.

 

Vor- und Nachteile von Online-Interventionen (Schuster, R.; Berger, T.; Laireiter, A-R., Computer und Psychotherapie – geht das zusammen?, In: Psychotherapeut 4/2018, S. 271 – 282, hier: 275)
Vor- und Nachteile von Online-Interventionen (Schuster, R.; Berger, T.; Laireiter, A-R., Computer und Psychotherapie – geht das zusammen?, In: Psychotherapeut 4/2018, S. 271 – 282, hier: 275)

Auch in meiner Praxis ist die Online-Therapie keinesfalls als Ersatz zu persönlichen Treffen oder/und Gruppentherapien gedacht, sondern wird, wo es notwendig und sinnvoll erscheint, ergänzend angeboten. Gemeinsam besprechen wir den für Sie optimalen Behandlungsablauf und Unterstützungsbedarf. Bitte melden Sie sich gerne.

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Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

 Tel.:0664 8937 872

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