· 

Verschwörung im Kopf – Teil II: Warnsignale in Zusammenhang mit COVID-19

Im Februar habe ich über allgemeine Eckpunkte von Verschwörungstheorien geschrieben. Wenn zu anderen Zeiten Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker zwar durchaus verbreitet waren, aber selten geschlossen und in der Dimension auftraten, wie sie es aktuell tun, so sehen wir uns derzeit mit einer Veränderung und einem Schulterschluss unterschiedlicher Gruppierungen konfrontiert. Rechtsradikale und darunter rechtsextreme Gruppierungen wie QAnon demonstrieren gemeinsam mit Familien, die mit ihren (Klein-)Kindern zu den Treffen kommen, gegen Staat, Politik und Maßnahmen für die persönliche und allgemeine Gesundheit (Abstands- und Maskenpflicht u. Ä.). 

 

Wie erläutert verschärfen u. a. die modernen Möglichkeiten der Verbreitung anhand Sozialer Medien, alternativer und parawissenschaftlicher Seiten im Internet sowie populistischer Reden einzelner Politikerinnen und Politiker diese Tendenzen. Corona, die Unsicherheit und das ungewisse Ende der Pandemie haben eine Jagd nach Antworten auf offene Fragen beschleunigt. Nicht wenige finden jetzt Halt in Erklärungen, die ihnen logisch erscheinen, allerdings frei jeder Wissenschaftlichkeit sind.

 

Warnsignale für eine mit Corona in Zusammenhang stehende Verschwörungstheorie

 

EU-Kommission und UNESCO beschreiben Warnsignale einer Gefährdung, einer mit Corona in Zusammenhang stehenden Verschwörungstheorie zu glauben (Quelle: EU-Kommission):

 

• Behauptungen, das Virus sei künstlich (z. B. in einem Labor) aus einem bestimmten Interesse heraus (z. B. Dezimierung der Weltbevölkerung) entstanden.

• Behauptungen, das Virus sei gezielt verbreitet bzw. seine natürliche Ausbreitung künstlich forciert worden, um möglichst großen Schaden anzurichten (z. B. durch 5G-Strahlung).

• Behauptungen, Impfstoffe und Heilmittel würden vorsätzlich zurückgehalten, um die Ausbreitung nicht einzubremsen und so vielen Menschen wie möglich zu schaden.

• Behauptungen, bestimmte Anti-Corona-Maßnahmen würden ergriffen, nur um die Gesellschaft zu schikanieren oder zu kontrollieren (z. B. Impfstoffe, Masken).

 

 

Die populärsten Coronavirus-Verschwörungstheorien im Faktencheck

Mythos 1: Corona-Impfung implantiert Mikrochip

Seit März 2020 dient der Multimilliardär Bill Gates als Anker für Verschwörungstheorien. Gates und seine Stiftungen forschen laufend an der Weiterentwicklung medizinischer Möglichkeiten, um diese mit der modernen Zeit in Einklang zu bringen. Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker haben nun eine Aussage von Gates zu Möglichkeiten der Digitalisierung von Impfungen herangezogen und behauptet, dass laut Gates bei jeder Impfung ein Mikrochip unter die Haut geschossen würde. In der Folge könnten Menschen überwacht werden. Nach der Sinnhaftigkeit und Intention dieses vermeintlichen Vorgehens wurde nicht gefragt.

 

Tatsächlich wurden Gates echte Aussagen zu einer Digitalisierung bei Impfungen mit von der Gates-Stiftung unterstützten Forschungen zu Verhütungsmethoden via Mikrochips vermischt und aus dem Zusammenhang gerissen (Quelle: ZDF.de).

Mythos 2: 5G-Strahlen machen uns krank – nicht das Virus

 

Eine weitere populäre Theorie meint: SARS-CoV-2 hat keine Pandemie ausgelöst, sondern 5G – der neue Mobilfunkstandard. Da mehrere Varianten dieser Theorie existieren, wird außerdem behauptet, „dass 5G-Strahlung Corona-Infektionen begünstige“. Aber: „Nichts davon stimmt.“ (Quelle: ZDF.de) Die 5G-Verschwörungstheorie stützt sich auf eine angebliche Studie eines Biologen der Universität Barcelona, der den Zusammenhang zwischen 5G und Coronavirus festgestellt haben will.

 

 

„Doch die Behauptungen sind nach Recherchen des Factchecking-Portals Correctiv falsch oder unbelegt. Nicht einmal der genannte Autor existiert an der Uni von Barcelona.“ (Quelle: ZDF.de) Von Vertreterinnen und Vertretern dieser Theorie unberücksichtigt bleibt zudem die Tatsache, dass es in Ländern, in denen 5G seit Jahren Standard ist, nicht mehr Corona-Tote gibt als beispielsweise in Deutschland. 

Was kann man tun?

Das alles mag für aufgeklärte, rationale Menschen eher unterhaltsam sein. Wenn uns allerdings nahestehende Menschen plötzlich mit kruden Thesen von einer „anderen“ Wahrheit überzeugen wollen, heißt es, gut zuhören, recherchieren und Fakten einholen. Bei der Begegnung mit Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern gilt es zu bedenken: „Jedes Argument gegen eine Verschwörungstheorie kann als Beweis dafür angesehen werden, dass Sie selbst Teil der Verschwörung sind, und Wasser auf deren Mühlen sein.“ (Quelle: EU-Kommission).

 

Der Standard präsentiert einen informativen Podcast zum Thema „Was tun mit Corona-Leugnern?“ und fasst zusammen: „Bill Gates, Angela Merkel, 5G oder alle zusammen: Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen sind ein Nährboden für Verschwörungstheorien.“ (Podcast und Quelle: Der Standard)

 

Der nächste Teil der Reihe beschäftigt sich deshalb damit, welche Möglichkeiten wir haben, wenn wir einem Menschen gegenüberstehen, der durch eine Verschwörungstheorie geblendet scheint und ob es überhaupt möglich ist, Verschwörungstheorien vor ihren Anhängerinnen und Anhängern zu entkräften. Für den richtigen und gesunden Umgang mit der Informationsflut rund um das Coronavirus lesen Sie außerdem meinen Beitrag „Wie mit Angst umgegangen und mit Kindern und Teenagern darüber gesprochen werden kann“.

 

Logo zentrumerle-psychotherapie

 

Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

 Tel.:0664 8937 872

office@psychodramatikerin.at

 

 

© Copyright sämtlicher Texte und Inhalte: Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

 Die Inhaberin dieser Webseite behält sich vor, gegen jede Art der Übernahme und Verwertung durch Einzelpersonen und/oder andere Institutionen rechtliche Schritte einzuleiten.