· 

Nachteilige Erfahrungen in der Kindheit

Nachteilige Erfahrungen in der Kindheit („Adverse Childhood Experiences“, ACE) können unterschiedliche Formen annehmen und eine Vielzahl von Auswirkungen auf das Wohl und die Entwicklung Heranwachsender haben. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die negativen Auswirkungen von Kindheitserfahrungen auf die psychische Gesundheit, das Verhalten und das Wohlbefinden im späteren Leben. 

Foto von Tadeusz Lakota auf Unsplash
Foto von Tadeusz Lakota auf Unsplash

Zentrale Studien sind beispielsweise „Adverse Childhood Experiences (ACE)“-Studien aus dem englischen Sprachraum und Langzeitstudien zu den Auswirkungen der Trennung und Scheidung von Eltern auf Kinder.

 

Hinzu kommen Berichte von Kinderschutzorganisationen wie Save the Children, UNICEF oder SOS-Kinderdorf über Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Familien, die von Armut, Krieg, Flucht oder anderen Traumata betroffen sind. 

Einige mögliche und bisher bekannte nachteilige Erfahrungen sind:

 

• Gewalt: Kinder, die körperliche, sexuelle oder emotionale Gewalt erfahren haben, können langfristige Schäden davontragen, einschließlich Angstzuständen, Depressionen, Selbstwertproblemen und Schwierigkeiten, Beziehungen einzugehen oder aufrechtzuhalten.

• Vernachlässigung: Kinder, die nicht genug Aufmerksamkeit, Fürsorge oder Unterstützung von ihren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen erhalten haben, können sich unsicher fühlen und eine mangelnde emotionale Stabilität entwickeln.

• Familienkonflikte: Konflikte und Gewalt innerhalb der Familie wie Trennungen, Scheidungen oder häusliche Gewalt können Kinder verängstigen oder/und verwirren sowie ihre Fähigkeit beeinträchtigen, stabile Beziehungen aufzubauen.

• Armut: Kinder, die in Armut leben, können mangelnde Bildungsmöglichkeiten, schlechte Gesundheitsversorgung und eine ungesicherte Umgebung erfahren, was eine Vielzahl körperlicher und emotionaler Herausforderungen bedingen kann.

• Diskriminierung: Kinder, die aufgrund ihrer Herkunft, Ethnizität, Sexualität oder anderer Merkmale diskriminiert werden, können Gefühle der Isolation und Unzulänglichkeit entwickeln und Probleme hinsichtlich der Selbstakzeptanz haben.

 

Foto von Lucas Metz auf Unsplash
Foto von Lucas Metz auf Unsplash

In meinem Beitrag „Wenn die eigene Kindheit eine Herausforderung war“ gehe ich auf die gefühlten tonnenschweren Säcke ein, die manche Menschen begonnen haben, in ihrer Kindheit zu füllen. Etwa „Erwachsene Kinder von Alkoholikern oder/und aus dysfunktionalen Familien“. Im englischen Sprachraum insbesondere unter „ACoA“ bekannt, werden die synonymisch gebrauchten Bezeichnungen ACA, ACoA und „Adult Children of Alcoholics and Dysfunctional Families“ auch im Deutschen gebraucht. Wir wissen heute, dass Kinder, denen zu wenige oder im schlechtesten Fall keine emotionalen Bedürfnisse erfüllt wurden und die in ihren prägendsten Jahren nicht kindgerechte Herausforderungen zu bewältigen hatten, zu verzerrten Verhaltensweisen neigen und auch im späteren Leben Schwierigkeiten damit haben, auf sich selbst Acht zu geben. 

Müssen massive Eingriffe in der kindlichen und jugendlichen Entwicklungszeit erlebt und verarbeitet werden, kann es schwierig (oder unmöglich) sein, auch als Erwachsener eigene Bedürfnisse zu befriedigen oder/und gesunde und vertrauensvolle zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. Wird das Vertrauen in seinen Grundfesten erschüttert, werden Gefühle der Trauer, Angst und des Zorns häufig negiert, um zu überleben, dann werden ungelöste Gefühle immer wieder auftauchen und können sich im Erwachsenenalter manifestieren. 

Nachteiligen Erfahrungen begegnen

Begegnung, Behandlung und Bearbeitung nachteiliger Erfahrungen in der Kindheit hängen von vielen Faktoren ab, einschließlich der Art und Schwere der Erfahrungen, der individuellen Bedürfnisse und Ressourcen sowie der Verfügbarkeit von professioneller Unterstützung. Einige mögliche Schritte, die ergriffen werden können, um nachteilige Erfahrungen in der Kindheit zu behandeln, sind die folgenden:

 

 

Foto von Jordan Whitt auf Unsplash
Foto von Jordan Whitt auf Unsplash

• Professionelle Unterstützung: Therapeut*innen und Psycholog*innen können helfen, emotionale Wunden zu heilen. Eine professionelle Therapie kann Ursachen von Angstzuständen, Depressionen oder anderen emotionalen Problemen identifizieren und bearbeiten.

• Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen können eine nützliche Ergänzung zur professionellen Therapie sein, um den Austausch mit anderen Betroffenen zu ermöglichen und sich gegenseitig zu unterstützen.

• Gesunde Bewältigungsstrategien: Bewegung (in der Natur), Yoga, Meditation oder Sport können helfen, Stress abzubauen und das Selbstwertgefühl zu stärken.

• Positive Beziehungen: Nachteilige Erfahrungen in der Kindheit können dazu führen, dass man Schwierigkeiten hat, positive Beziehungen aufzubauen. Es ist wichtig, daran zu arbeiten, Vertrauen aufzubauen und sich mit anderen zu verbinden. (Lesen Sie dazu auch die Beiträge meiner Reihe „Verbundenhei(l)t: eine Reihe zum Thema „Gemeinschaft heilt“)

• Selbstfürsorge: Achten und sorgen Sie für sich selbst bzw. lernen Sie Ihrem Kind, das für sich zu tun. Dazu gehören ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Zeit für Hobbys und Interessen.

 

• Geduldig sein: Heilung und Bearbeitung nachteiliger Erfahrungen in der Kindheit kann ein langer und schwieriger Prozess sein. Geben Sie sich selbst und Ihrem Kind Zeit, um zu heilen.

 

Im März setze ich die Thematik fort, wobei ich auf traumatische Erfahrungen fokussiere, mit denen die gesamte Gesellschaft in den letzten Jahren konfrontiert war und aktuell ist. 


Literatur: 

van der Kolk, B. (2015), The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma. Penguin. 

Bodenmann, G. (2006), Die Folgen der Scheidung für die Kinder aus psychologischer Sicht. In: Rumo-Jungo, A. & Pichonnaz, P. (Hrsg.), Kinder und Scheidung. Schultheiss. 

Empfehlungen des National Child Traumatic Stress Network (NCTSN)

 

Logo zentrumerle-psychotherapie

 

Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

 Tel.:0664 8937 872

office@psychodramatikerin.at

 

 

© Copyright sämtlicher Texte und Inhalte: Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

 Die Inhaberin dieser Webseite behält sich vor, gegen jede Art der Übernahme und Verwertung durch Einzelpersonen und/oder andere Institutionen rechtliche Schritte einzuleiten.