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Wie man toxische Beziehungsmuster erkennt und durchbricht

In meiner Arbeit als Psychotherapeutin erlebe ich immer wieder, dass Menschen in Beziehungen leiden, die von destruktiven Dynamiken und Verhaltensweisen geprägt sind. Oft handelt es sich dabei um tief verwurzelte Muster, die sich über Jahre oder sogar Generationen hinweg etabliert haben und von den Beteiligten kaum noch hinterfragt werden. Doch diese toxischen Beziehungsmuster haben ihren Preis: Sie kosten Energie, untergraben das Selbstwertgefühl und verhindern, dass wir uns in Beziehungen sicher, angenommen und lebendig fühlen.

Foto von Nick Fewings auf Unsplash
Foto von Nick Fewings auf Unsplash

Aber wie erkennen wir solche Muster überhaupt? Und noch wichtiger: Wie können wir sie durchbrechen und durch gesündere, nährende Formen des Miteinanders ersetzen?

 

Ein erster Schritt ist es, die Anzeichen einer toxischen Beziehung wahrzunehmen. Dazu gehören zum Beispiel:

·         Ein ungleiches Geben und Nehmen, bei dem sich ein:e Partner:in ständig verausgabt und zurücksteckt.

·         Häufige Konflikte, die immer nach dem gleichen Muster ablaufen und nie wirklich gelöst werden.

·         Mangelnde Wertschätzung, ständige Kritik oder abwertendes Verhalten.

·         Eifersucht, Kontrollversuche oder Besitzansprüche, die die Freiheit und Selbstbestimmung einschränken.

·         Emotionale oder körperliche Gewalt, Drohungen oder Einschüchterungen.

 

·         Ein Gefühl der Anspannung, Erschöpfung oder inneren Leere nach Interaktionen mit dem Partner.

 

Wenn Sie solche oder ähnliche Warnsignale bei sich bemerken, ist das ein wichtiger Hinweis, dass in Ihrer Beziehung etwas ins Ungleichgewicht geraten ist. Vielleicht fühlen Sie sich dann hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Nähe und Verbundenheit und dem Impuls, sich zu schützen und abzugrenzen. Dieses Dilemma ist sehr verständlich und zeigt, wie stark unsere Bindungsbedürfnisse sind, selbst wenn eine Beziehung uns schadet.

Foto von Claudio Schwarz auf Unsplash
Foto von Claudio Schwarz auf Unsplash

Um toxische Muster zu durchbrechen, braucht es zuvorderst einen liebevollen und mitfühlenden Blick auf sich selbst. Versuchen Sie zu verstehen, welche Überzeugungen, Ängste oder Sehnsüchte hinter Ihren Verhaltensweisen stecken. Oft haben wir in der Kindheit gelernt, uns auf bestimmte Weise in Beziehungen zu verhalten, um geliebt und akzeptiert zu werden. Diese Strategien mögen damals sinnvoll gewesen sein, doch als Erwachsene stehen uns neue Möglichkeiten zur Verfügung.

 

Eine davon ist es, die eigenen Grenzen und Bedürfnisse klarer wahrzunehmen und zu kommunizieren. Das erfordert Mut und Übung, denn vielleicht wurden Ihre Grenzen in der Vergangenheit oft übergangen oder missachtet. Umso wichtiger ist es, sich Ihre „roten Linien“ bewusst zu machen und liebevoll dafür einzustehen. Das kann bedeuten, Nein zu sagen, wenn etwas für Sie nicht stimmig ist, oder den Partner, die Partnerin respektvoll darauf hinzuweisen, wenn er/sie Ihre Grenzen verletzt.

Gleichzeitig gilt es, die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen und sich nicht von der Stimmung oder Reaktion des Partners, der Partnerin abhängig zu machen. Das heißt, für sich selbst zu sorgen, eigene Interessen und Freundschaften zu pflegen und immer wieder innezuhalten und zu spüren: Was tut mir gut? Was brauche ich jetzt? Je stabiler und erfüllter wir uns in uns selbst fühlen, desto weniger sind wir auf toxische Beziehungsdynamiken angewiesen.

 

 

Auf der Paarebene ist es oft hilfreich, alte Verletzungen und festgefahrene Konflikte in einem geschützten Rahmen aufzuarbeiten, zum Beispiel in einer Paartherapie. Hier können beide Partner:innen lernen, sich auf eine neue, respektvollere Art zu begegnen, einander zuzuhören und Kompromisse zu finden. Manchmal bedeutet das auch, schmerzhafte Wahrheiten auszusprechen und sich einzugestehen, wenn eine Beziehung mehr Schaden anrichtet als guttut. Eine Trennung kann dann der notwendige Schritt sein, um destruktive Muster zu beenden und sich neu auszurichten.

Foto von Vicky Sim auf Unsplash
Foto von Vicky Sim auf Unsplash

Sich aus toxischen Beziehungen zu lösen, ist nie leicht und braucht viel Kraft und Unterstützung. Doch es lohnt sich, für ein Leben in Verbundenheit und gegenseitiger Wertschätzung einzustehen. Denn jeder Mensch hat es verdient, in seinen Beziehungen gesehen, geliebt und geachtet zu werden – nicht trotz, sondern gerade wegen seiner einzigartigen Art, zu sein.

 

 

Fühlen Sie sich in Ihrer Beziehung gefangen oder unwohl, scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe zu holen. Sei es bei Freund:innen, in einer Selbsthilfegruppe oder bei erfahrenen Therapeut:innen. Manchmal braucht es die Sichtweise und die Ermutigung von außen, um den eigenen Weg klarer zu erkennen.

 

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie Beziehungen gestalten können, die Sie nähren, beflügeln und in Ihrem tiefsten Wesenskern berühren. Beziehungen, in denen Sie ganz Sie selbst sein können und in einem liebevollen Miteinander wachsen.

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Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

 Tel.:0664 8937 872

office@psychodramatikerin.at

 

 

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