· 

Der Umgang mit Perfektionismus und Versagensängsten im Beruf

Perfektionismus und Versagensängste sind Themen, die mir in meiner psychotherapeutischen Praxis immer wieder begegnen – gerade im Kontext des Berufslebens. Viele Menschen leiden unter dem enormen Druck, ständig Höchstleistungen erbringen und fehlerfrei funktionieren zu müssen. Sie haben oft ein verzerrtes Bild von sich selbst und stehen permanent unter Druck, um den eigenen (überhöhten) Ansprüchen oder den (vermeintlichen) Erwartungen anderer gerecht zu werden.

Foto von Alexas_Fotos auf Unsplash
Foto von Alexas_Fotos auf Unsplash

Dieser Perfektionismus kann zwar kurzfristig zu beeindruckenden Ergebnissen führen, doch langfristig ist er ein gefährlicher Nährboden für Selbstzweifel, Überforderung und Burnout. Denn die Messlatte der Perfektion ist eine Illusion – sie lässt sich nie dauerhaft erreichen und raubt uns die Freude und Gelassenheit im Tun. Stattdessen befinden wir uns in einem ständigen Zustand der Anspannung, Unzufriedenheit und Angst zu versagen.

Doch woher kommt dieser Perfektionismus eigentlich? Oft hat er seine Wurzeln in frühen Prägungen und Glaubenssätzen. Vielleicht haben wir als Kind erlebt, dass wir nur dann Anerkennung und Liebe bekommen, wenn wir besonders brav, leistungsstark oder angepasst sind. Oder wir haben die Botschaft verinnerlicht, dass unser Wert davon abhängt, was wir leisten und wie perfekt wir etwas machen. Diese Muster können sich im Laufe des Lebens verfestigen und auf verschiedene Bereiche übertragen, vor allem aber auf den beruflichen Kontext.

Achtsamkeit und Selbstfürsorge

Um den Teufelskreis von Perfektionismus und Versagensangst zu durchbrechen, braucht es vor allem einen liebevollen, achtsamen Blick auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse. Es geht darum, den inneren Antrieb zu hinterfragen und sich von destruktiven Glaubenssätzen zu lösen. Stattdessen gilt es, ein gesundes Maß an Ehrgeiz und Selbstfürsorge zu entwickeln und sich selbst in seiner Einzigartigkeit und Unvollkommenheit anzunehmen.

 

Ein erster Schritt kann sein, die eigenen Ansprüche und Erwartungen kritisch zu überprüfen. Sind sie realistisch und angemessen – oder überfordern sie mich auf Dauer? Kann ich meine Ziele auch erreichen, wenn ich mir Fehler und Pausen erlaube? Oft hilft es schon, sich bewusst zu machen, dass Fehler und Misserfolge zum Leben dazugehören und wertvolle Chancen zum Lernen und Wachsen bieten. Perfektion bedeutet nicht, keine Fehler zu machen, sondern aus ihnen zu lernen und mit Mitgefühl für sich selbst weiterzumachen.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Selbstfürsorge. Gerade im hektischen Berufsalltag neigen viele Menschen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse nach Ruhe, Erholung und Ausgleich hintenanzustellen. Doch nur, wenn wir gut für uns selbst sorgen, können wir langfristig leistungsfähig und zufrieden sein. Das bedeutet, sich regelmäßige Pausen zu gönnen, für ausreichend Schlaf und Bewegung zu sorgen und sich Zeit für Dinge zu nehmen, die einem guttun und Freude bereiten. (Lesen Sie dazu auch gern in meine „Selbstfürsorge“-Reihe hinein.) Auch die Pflege von sozialen Kontakten und Hobbys außerhalb des Berufs kann ein wichtiger Schutzfaktor gegen Überbelastung und Selbstzweifel sein.

 

 

Foto von Brett Jordan auf Unsplash
Foto von Brett Jordan auf Unsplash

Im beruflichen Kontext selbst kann es hilfreich sein, sich realistische Ziele zu setzen und diese in überschaubare Teilschritte zu unterteilen. Statt immer nach Perfektion zu streben, geht es darum, sein Bestes zu geben und sich für die eigenen Fortschritte und Leistungen wertzuschätzen. Auch der Austausch mit Kolleg:innen oder Mentor:innen kann neue Perspektiven eröffnen und Mut machen, die eigenen Unsicherheiten und Ängste anzusprechen. Oft zeigt sich dann, dass andere ähnliche Erfahrungen machen und man mit seinen Zweifeln nicht allein ist.

Professionelle Unterstützung

Nicht zuletzt kann auch eine Psychotherapie ein wertvoller Weg sein, um sich von perfektionistischen Ansprüchen und Versagensängsten zu befreien. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihre prägenden Erfahrungen und Glaubenssätze zu reflektieren, neue Sichtweisen und Handlungsoptionen zu entwickeln und sich selbst mit mehr Mitgefühl und Achtsamkeit zu begegnen. Es geht darum, Ihr inneres Team neu zu sortieren und den Anteil in sich zu stärken, der Ihnen wohlwollend und ermutigend zur Seite steht.

 

 

Ich möchte Sie einladen, sich auf diesen Weg der Selbsterforschung und Veränderung einzulassen. Auch wenn es vielleicht erst einmal ungewohnt und herausfordernd erscheint, sich von gewohnten Ansprüchen und Verhaltensmustern zu lösen. Doch ich verspreche Ihnen, es lohnt sich. Denn je mehr Sie lernen, sich selbst zu vertrauen und sich in Ihrer Einzigartigkeit anzunehmen, desto freier und erfüllter werden Sie sich in Ihrem Beruf und in Ihrem Leben insgesamt fühlen. Sie haben das Potenzial und das Recht, Ihre Talente und Fähigkeiten auf eine Weise einzubringen, die Ihnen Freude und Sinn schenkt. Alles, was Sie dafür brauchen, ist bereits in Ihnen angelegt. Lassen Sie uns gemeinsam darauf vertrauen und die Reise zu einem selbstbestimmten, gelassenen Umgang mit Herausforderungen und Erfolgen antreten.

Logo zentrumerle-psychotherapie

 

Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

 Tel.:0664 8937 872

office@psychodramatikerin.at

 

 

© Copyright sämtlicher Texte und Inhalte: Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

 Die Inhaberin dieser Webseite behält sich vor, gegen jede Art der Übernahme und Verwertung durch Einzelpersonen und/oder andere Institutionen rechtliche Schritte einzuleiten.