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Die Natur als essenzieller Ausgleich zum kindlichen Medienkonsum

In meinem letzten Beitrag finden Sie Gedanken zum gesunden Umgang mit Smartphone & Co. Diesmal möchte ich dazu anregen, die Auswirkungen der modernen digitalen Lebensweise auf unsere Kinder zu bedenken, denn die gesundheitlichen Risiken übermäßigen Medienkonsums für Kinder treten laut neuesten Erkenntnissen immer deutlicher zutage. Die Problempalette reicht dabei „von Fütter- und Einschlafstörungen bei Babys über Sprachentwicklungsstörungen bei Kleinkindern bis zu Konzentrationsstörungen im Grundschulalter“ (BLIKK 2017).

 

Insbesondere wenn „der Medienkonsum bei Kind oder Eltern auffallend hoch ist, stellen Kinder- und Jugendärzte weit überdurchschnittlich entsprechende Auffälligkeiten fest“ (ebd.). Wie überall gilt hier noch viel mehr: Die Art und Weise, wie wir als Eltern oder Bezugspersonen moderne Medien und digitale Endgeräte nutzen, bestimmt den Umgang der Kinder damit. In Deutschland gibt es laut Expertenschätzungen mittlerweile etwa 600.000 Internetabhängige und 2,5 Millionen Personen mit problematischem Nutzungsverhalten – in Österreich wird das nicht anders sein, denn aktuell geben im Rahmen der Erhebung „Always On“ zu den digitalen Gewohnheiten der Österreicherinnen und Österreicher von 1000 Befragten mehr als zwei Drittel an, „sich ihr Leben ohne Handy gar nicht mehr vorstellen zu können“ (Kleine Zeitung, 24.02.2018). In Anbetracht solcher Zahlen spreche ich mich – auch aufgrund von Erfahrungen aus meiner psychotherapeutischen Praxis – wie Marlene Mortler, Deutschlands Drogenbeauftragte, für mehr „digitale Fürsorge“ (ebd.) aus.

 

Der erhobene Zeigefinger und diverse Ratschläge, auf welche Weise der familiäre Medienkonsum bereichernd bleibt und nicht zur Belastung wird, sind online vielerorts zu finden, weshalb ich an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen werde. Ich vermute außerdem, dass es den meisten Eltern ohnehin bewusst ist, ihren Kindern Smartphone und Tablet nicht unbegrenzt und unbeaufsichtigt zur Verfügung zu stellen. Essenziell ist es allerdings, Kindern Alternativen zu ihren neuen virtuellen Lebenswelten zu bieten.

 

Wie ich bereits im letzten Beitrag festgestellt habe, beobachte ich auch in dieser Hinsicht die herausragende Wirkung der Entspannungseffekte der Natur(-therapie). Insbesondere das hohe Maß an aufgestauter Energie, das bei Kindern, die (zu) viel Zeit vor Displays verbringen, auffällt, kann mit Aktivitäten in einem grünen Umfeld reduziert werden. Die Natur ist tatsächlich in der Lage, Kinder zu erden, zu entschleunigen und ihnen das passende Umfeld zum Abbau etwaiger Aggressionen zu bieten. Der massive Naturmangel und das Naturdefizit, unter dem Kinder insbesondere in Städten leiden, könnte (psychische) Krankheiten begünstigen. Und jeder, der schon einmal ein Kind dabei beobachtet hat, wie es auf die Abnahme eines Tablets reagiert und wie es wiederum in der Natur zu sich findet, wird begreifen, wie wichtig es ist, dem angeborenen Streben nach der Natur wieder vermehrt nachzukommen.

 

Neben Verhaltensauffälligkeiten können auch körperliche Probleme Folge unbeschränkter Displayzeit sein. So leidet beispielsweise die Gesundheit der Augen erwiesenermaßen unter dem künstlichen Licht von Smartphone, Tablet & Co. – die Folge ist „ein Anstieg bei der Kurzsichtigkeit, selbst bei Kindern, die nicht genetisch vorbelastet sind“ (Ökotherapie). Auch in diesem Zusammenhang dient die Natur als Heilerin, denn früher verbrachten Kinder ihre Zeit vor allem im Freien und nahmen auf diese Weise „eine breite Vielfalt an Farben und verschiedene Ebenen an Helligkeit und Tiefe wahr“ (ebd.). Diesbezüglich scheinen die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2007 noch mehr Anreize zu bieten, mit den Kindern in die Natur zu gehen: „Kinder, die mindestens 2 Stunden am Tag draußen verbringen, (waren) um das Vierfache weniger von Kurzsichtigkeit betroffen (…). Die Forscher spekulierten, dass helles Tageslicht Kindern dabei hilft, die korrekte Entfernung zwischen Netzhaut und Linse zu entwickeln.“ (Ebd.)

 

Es ist jedenfalls – immer abhängig von den individuellen Möglichkeiten – anzuraten, die Freizeit gemeinsam mit der Familie so oft wie möglich im Grünen, an der frischen Luft oder im Wald zu verbringen. Denn zahlreiche Studien belegen, dass es auf diese Weise bei Kindern zu „Verbesserungen der Schlafgewohnheiten, einer besseren Funktion des Immunsystems und niedrigeren Raten von stress-bezogenen Störungen kommt“ (ebd).

 

In diesem Sinne: Erinnern Sie sich an die Conclusio meines letzten Beitrags und nutzen Sie ein wenig von der Zeit, die Sie ohne Smartphone einsparen, um hinauszugehen. In die Natur. Mit Ihrem Kind.

 

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Bitte beachten Sie: Smartphone- und Internetsucht nehmen seit Jahren zu. Sobald Sie der Meinung sind, Ihr Kind sei internet- oder/und handysüchtig und das Zusammenleben in der Familie deshalb beeinträchtigt, sollten Sie Änderungen andenken. Befürchten Sie, selbst keinen Zugang mehr zu Ihrem Kind zu finden, nehmen Sie professionelle Unterstützung in Anspruch. Der Umgang mit elektronischen und digitalen Medien kann geschult werden. Bedenken Sie beim Erstellen von Displayzeit und -regeln: Ein gemeinsames Aushandeln der Regeln zeigt dem Kind, dass nicht über seinen Kopf hinweg entschieden und es durchaus ernstgenommen wird. Passen Sie sämtliche Regeln Ihrem Alltag und dem Alter des Kindes an. Vergessen Sie außerdem nicht auf Ihre Vorbildwirkung und legen Sie das Smartphone öfter zur Seite.

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Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc

Psychotherapeutin 

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